Wenn der Imker Gott spielt: Neue Bienenköniginnen machen.

Für den Imker gibt es zahlreiche Methoden, um zu neuen Königinnen zu kommen. Eine davon ist gerade am Laufen, streng nach Lehrbuch. 

Interessant ist dabei, die Perspektive zu wechseln, um zu verstehen, was im Bienenvolk passiert, gemäß den weisen Worten des Imkerpaten: „Wenn Du ein guter Imker werden möchtest, dann musst Du lernen, wie eine Biene zu denken.“


An Tag 0 wird ein Brutsammler als Anbrüter für die Königinnenzucht erstellt. Dabei werden Brutwaben aus mehreren Völkern mit wenigen Bienen darauf in eine separate Kiste am selben Stand gegeben. Die Bienen legen Nachschaffungszellen an, in denen sich jüngste Arbeiterinnenlarven zu Königinnen entwickeln.

Die wenigen Bienen bemerken schnell, dass sie keine Königin mehr haben. Sie haben aber jüngste Larven, aus denen sie Nachschaffungszellen bauen und sich so eine neue Königin heranziehen können. Diese Situation kennen die Bienen seit Millionen von Jahren: Sie starten das Programm „Nachschaffung“ immer dann, wenn die alte Königin abhandengekommen ist. Diese Situation ist also für die Bienen beherrschbar, deshalb löst sie nur eine leichte Unruhe im Bienenvolk aus. Die Flugbienen verlassen den Stock und fliegen zu ihrem bisherigen Volk zurück. Aus den Brutwaben schlüpfen viele Jungbienen, so dass die Kiste innerhalb weniger Tage voller Bienen ist. Optimale Voraussetzungen, um Königinnen aufzuziehen.


An Tag 9 bricht der Imker alle Nachschaffungszellen.

Die Kiste ist jetzt voll mit jungen Ammenbienen, die Futtersaft im Überfluss produzieren, den sie nicht loswerden, da sich keine offene Brut mehr in der Kiste befindet. Obwohl keine Königin im Volk ist, sind die Bienen entspannt und zufrieden, denn in der Erwartung, dass aus den verdeckelten Nachschaffungszellen bald neue Königinnen schlüpfen werden, sind sie auf der sicheren Seite.

 

 

Wenn da der Imker nicht wäre: Das Brechen der Nachschaffungszellen löst innerhalb weniger Minuten große Unruhe im Bienenvolk aus. Die Bienen brausen („heulen“) laut, indem sie intensiv ihre Flügel bewegen, und suchen aufgeregt nach den Königinnenzellen. Die Bienen wissen, dass das Volk ohne diese Zellen todgeweiht ist, denn es hat nun auf natürlichem Weg keine Möglichkeit mehr, zu einer Königin zu kommen.


Etwa 2 Stunden nach dem Brechen der Zellen gibt der Imker eine Zuchtlatte mit jüngsten Larven aus einem nachzuchtwürdigen Volk in den Anbrüter.

Innerhalb dieser 2 Stunden hat auch die letzte Biene verstanden, dass ihr Volk todgeweiht ist. Entsprechend groß ist die Panik im Volk. Imker sei Dank finden die Bienen plötzlich die Zuchtlatte mit Larven und können ihr Glück kaum fassen: Die Ammenbienen stürzen sich auf die Larven und geben alles, um sie bestmöglich anzupflegen. Innerhalb kürzester Zeit beruhigt sich das Volk wieder.


An Tag 18 stehen die Zellen kurz vor dem Schlupf und werden in einen Schlupfkäfig gesteckt um zu verhindern, dass die erstgeborene Königin ihre Schwestern absticht. Alternativ können die schlupfreifen Zellen in Ableger gegeben werden. 

 

Dann wird die Königin mit einem farbigen Punkt auf dem Rücken markiert, damit der Imker sie schneller findet. Die Farbe des Punktes kennzeichnet das Geburtsjahr und damit das Alter der Königin.

 

Bienenköniginnen ziehen ist ein bisschen wie Gott spielen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Gertraud (Samstag, 12 August 2023 13:56)

    Das ist ja total spannend! Die Emotionen der faszinierenden Insekten verstehen zu lernen finde ich wunderbar!!!
    Vielleicht ist es bei Wespen und Hummeln ähnlich?
    Danke Dir für den Link!